Schweinehund und Meerschweinchen

Neulich hörte eine Frau, die sagte, man müsse halt über den inneren Schweinehund springen. Wenn man sich das bildlich vorstellt  . . . Aber da hab ich mal was gelesen. Ich glaube, ein Kindermund war es, der diese Wahrheit kundtat:
„Es ist eine Kunst, oder vielmehr ein Trick zu fliegen. Der Trick besteht darin, dass man lernt, wie man sich auf den Boden schmeißt, aber daneben.“
Man müsst halt gelenkig sein. Wie ein Kind.

In meinem Archiv habe ich Funde, die ich nicht mehr belegen kann, die aber so wertvoll sind, dass ich sie nicht länger verstecken mag, z. B. dies:
Oberhof. Während eines Rennrodel-Weltcups.
Ein kleiner Junge (ca. 6) läuft vor uns die Straße entlang der Rodelbahn herunter. Für die TV-Übertragung hängen an mehreren Stellen diese plüschigen Mikrophone in der Bahn, die das Geräusch des vorbeirauschenden Schlittens aufnehmen sollen. Der kleine Junge läuft zu einem solchen Mikro, beugt sich bis direkt davor und fragt besorgt:
„Meerschweinchen, lebst du noch?“
(Belauscht von Franzi, stand da noch.)

Süß, oder? Und jetzt werden wir ein bisschen gemein. Aber mit Recht, denn wir sind wieder beim Schweinehund. Wieder Archivmaterial, ich weiß nicht mehr woher, aber aus der Zeit, in der man Fotos abzog und Briefe in Kuverts verschickte (der Text ist sprachlich optimiert – ich kann halt nicht anders):

Mario, Student in Berlin, schreibt an seine Freundin Sandra, Studentin in München, folgende Zeilen: „Liebe Sandra! Ich kann unsere Beziehung so leider nicht weiterführen. Die Entfernung, die zwischen uns liegt, ist zu groß. Ich muss auch zugeben, dass ich dich viermal betrogen habe, seit du weg bist, und das Ganze ist für keinen von uns in Ordnung. Sorry!! Bitte schick mir mein Foto zurück, das ich dir gegeben habe. Ciao, Mario“.
Sandra – sehr verletzt – geht sogleich zu ihren Kommilitoninnen und sammelt sämtliche Bilder von deren Freunden, Ex-Freunden, Brüdern, Cousins etc. ein. Zusammen mit dem Bild von Mario steckt sie all die Fotos der hübschen Männer in einen Umschlag. Insgesamt 47. Dazu schreibt sie: „Lieber Mario! Es tut mir leid, aber ich weiß leider nicht mehr, wer du bist. Bitte suche dein Bild raus, und schick mir den Rest zurück. Ciao, Sandra“.

Mehr aus dem Archiv – aber auch Neues – demnächst in diesem Theater.

Deutsch mit Charme

Wird Kurz wieder Kanzler in unserem sympathischen Nachbarland? Im Oktober wissen wir mehr, und sei’s nur, dass die Wahlumschläge wieder ned bickt ham [geklebt haben]. Klaus Eberhartinger (EAV) sprach schon 2014 Prophetisches über Politiker wie Sebastian Kurz und Obama: „Manchmal werden Diamanten geschliffen, bis sie rund sind wie ein Kieselstein.“
Letzte Woche sagte ein anderer Österreicher: „Dadüdadabinischo!“ Lautmalerisch für den Rettungswagen. Einen österreichischen Rettungswagen, schon, aber es hätte auch ein fränkischer sein können. Es war in der ORF-Sendung „Was gibt es Neues“ – Medizin fürs gestresste Gemüt. Beispiel von einem anderen Sendetermin: „Wieviel Prozent hat deine Schokolade?“ – „100 Gramm.“

A propos gestresstes Gemüt: Da war ich mit dem Wort Entspannen etwas zu schnell fertig. „Wie geht es dir?“ „Total Panne, Alter.“ „Hier ist was zum Entpannen.“
Ein Blog-Eintrag ohne tiefsinnige neue Fehlleistungen von mir geht eh nicht. Also: Was ist spezieren? Mit einem guten Bekannten spazierengehen.
Und ich erzählte von einem Herrn, der sich gern bedankt – fast hätte ich geschrieben „betankt“. Das wäre üble Nachrede gewesen und sei ferne von mir.
Lesen kann ich auch sehr verkehrt, bzw. vielleicht gar nicht so verkehrt. Neues Beispiel: „Preisgekrönter Schund (Sound)“.
Gerade heute gegrübelt, als ich ein Auto mit der Aufschrift „Montageservice“ sah: Arbeiten die auch dienstags?

Auch anderen passieren feine Tippfehler. Mitten in der Hitzewelle ein Angebot auf ebay Kleinanzeigen: „Weihnachtsbaumschmuck zu versenken“. Der Anbieter dachte an Wasser oder hatte schon die Mülltonne im Blick . . . oder sein Handy hat selbst getextet.

Die Polizei bemüht sich um korrektes Deutsch – das ist löblich und gar nicht so einfach, wenn ringsumher nur noch geschludert wird, weischwiechmein? Laut Pressemeldung sucht sie jetzt eine „entlaufene Schlange“. Das ist wirklich spannend, denn nach dem, was sich die Schlange im Garten Eden geleistet hatte, hatte der Herr ja gesprochen: „Auf dem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang“ (Genesis 3). Hat sich da – vor den Augen der Menschen verborgen – etwas Eschatologisches getan, dass die Schlange wieder laufen kann?

„Fragen über Fragen, bleiben Sie dran.“

Texter – solche und solche

Man kann ja das Handy texten lassen. Zum Beispiel so:

Holz ausrotten – muss nicht sein. Der Wassermangel tut das Seine, und mit ihm der Borkenkäfer. Aber wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Und schon bin ich draußen. Neulich schrieb ich in einer Übersetzung über das Buch Joel:
Das Buch beginnt mit der Beschreibung einer beispiellosen Plage mit vier verschiedenen Arten von Ungeziefer (Kapitel 1), gefolgt von einer Prophezeiung über den noch in der Zukunft liegenden „Tag des Herrn“ und Gottes Heer von Egeln.
Allerdings soll das Ungeziefer zuerst kommen (sind Egel überhaupt Ungeziefer? Also gruselig schon), und erst dann der Tag des Herrn mit dem Heer von Engeln.

Meine Lesefehler gehen ebenfalls nicht aus. Bitte, ein trendiges Gericht: Garantierter Ziegenkäse. Es heißt ja, der Appetit auf Sicherheit sei gerade hoch.

Auch die Polizei-Pressetexter können schon mal Rätsel aufgeben, z. B. über einen Mann im Regal:
Am Dienstag (. . . ) entdeckte ein Ladendetektiv in der Lörracher Innenstadt einen Mann, der in einem Geschäft Ware aus einem Regal entnahm und dieses anschließend ohne Bezahlung verließ.
Sich aus einem Ladenregal heraus entfernen, das würde auch ohne Ware und/oder mit Bezahlung auffallen.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Paulus), oder wenn man von etwas viel im Kopf hat, dann rutscht es gelegentlich aus dem Mund heraus. Ein Vortrag über Lichtleitung in englischer Sprache, die Rede war von Verlust, „attenuation“. Und zum Abschluss die übliche Formel: „Thank you for your attenuation“ – oh, doch nicht ganz üblich. Danke für Ihre Schwächung. Es sei gar nicht groß aufgefallen, sagt der Redner – was nachdenklich macht.

Und noch etwas vom demselben Redner, der höflich ist und sich gern bedankt: „Thank you for your hostility“ (hospitality). Vielen Dank für Ihre Feindseligkeit. Irgendwie psycho? Eher nur ein slip of the tongue. Das ist keine Unterhose, nicht mal ein Unterrock, sondern ein einfacher Zungen-Ausrutscher. Ausrutschen ist ja gegenüber gemessenem Gehen etwas beschleunigt, in diesem Fall um eine Silbe schneller. Hoppala!