Leitkultur, ein Unwort?

 

Bayerischer Rundfunk, 17. 7. 2016, Stammtisch.

Zu Gast waren Natascha Kohnen (SPD Bayern) und Franz Xaver Bogner. Frau Kohnen berichtete vom jüngsten Parteitag der Bayern-SPD: Angesichts des Anschlags in Nizza habe man darüber nachgedacht, wie sich Zugewanderte und andere „in unserer Gesellschaft fühlen“, und angesichts der jüngsten Ereignisse unter Erdogan darüber, „wie wir Demokratie leben wollen“.

Wenig später kritisierte sie, dass in der Präambel des neuen Asylgesetzes von „Leitkultur“ die Rede ist. Sie habe einen CSU-Redner von „Leitkultur“ reden hören und sich dabei gedacht, was das sein solle, was er wohl damit meine – es könne sich jedenfalls nicht um das handeln, was ihre eigene Kultur sei. Wie selbstverständlich und ohne Nachdenken pflichtete ihr die Diskussionsrunde sofort bei.

Das ist schade.

Ich hätte gehofft, dass wir in Deutschland durchaus eine Kultur haben, die SPD- und CSU-Anhänger miteinander teilen. In der z.B. auf die tatsächliche und für alle geltende Einhaltung von Menschenrechten Wert gelegt wird.

In dieser Kultur dürfen sich Frauen anders als in der Herkunftskultur vieler Asylbewerber geschützt fühlen, nicht nur vor Missachtung, weil sie Frauen sind, sondern auch vor Genitalamputation, Zwangsverheiratung, Misshandlung und Vergewaltigung in der Ehe. Und in dieser Kultur wollen wir Demokratie tatsächlich leben und nicht eine Diktatur als Demokratie maskieren.

Warum darf das nicht unsere Leitkultur sein und auch so genannt werden?