Genial, daneben und genial daneben

In einer Fernsehserie wurde ein online gekaufter Artikel geliefert. Das Paket trug den bekannten Pfeil/Grinser eines Versandhandelsriesen, die Schrift sah auch aus wie gewohnt, aber … die Aufschrift lautete „Hammaschon“.
Genial, oder?

Im Sender der Nachbarn zeigte Alex Kristan, dass er wirklich übersetzen kann. Was bedeutet Security Check? Auf den Punkt gebracht Sekkier-i-di Check.
Wer Dialekt kann, hat mehr vom Leben. Für die anderen: Sekkieren = belästigen, plagen.

Sein Kollege Rudi Roubinek kennt auch schöne Sprüch. Beispiel: „Wer einmal lügt, der schafft es auch ein zweites Mal“, Andreas Vitásek warnte davor, das Kind vor die Säue zu schütten, und die wunderbare Eva-Maria Marold brachte nach einigem Zögern: „Wer A sagt, muss scho aa bees san“ (muss schon auch bös sein). Dachte ich. Das fand ich besonders toll, aber gesagt hatte sie eigentlich „muss scho aa B sagn“. Schade eigentlich. Haben Sie schon einmal bemerkt, dass alle Bühnenkünstlerinnen von Kollegen und Moderatoren (m/w/d) als wunderbar bezeichnet werden? Aber bei Frau Marold trifft es zu.

Das österreichische Hochdeutsch finde ich auch wunderbar, deshalb bittschön net bös sein, liebe Nachbarn, aber ich glaube, wer Kardl Mäh ist, wüsste man in Karl Mays Heimat nicht ohne Weiteres. Ich hab auch ein wenig gebraucht, obwohl ich Bairisch kann.

In einer deutschen Sendung über Hunde suchte eine Familie den perfekten Hund. Die Mutter hätte sich, so sagte sie, „die eierlegende Vollmilchsau“ gewünscht. Das lässt tief blicken in die weibliche Seele. Andere denken nicht so süß und sagen „eierlegende Wollmilchsau“. So hat halt jeder seine eigene Vorstellung von Woll … Vollkommenheit.

Was ein einziger Buchstabe ausmacht! Wenn ich lese „Gottes Hilfe wird geraucht“, denke ich: Jo. Kannstu inner Pfeife rauchen.

Ganz kurz weiter im ernsten Fach: Inzwischen glaube ich, dass man erkennen kann, dass A falsch war, und an der Stelle nicht noch weiter in die Irre gehen muss.

Schnell wieder zurück zu den Fernsehblüten. Eine Dame – naja, eine Frau – kommentierte das für sie unattraktive Aussehen eines Mannes: „Innerlich ist mir der Kinnhaken runtergefallen!“
Wo er wohl gelandet ist, der Kinnhaken, der innerliche.

Zum Schluss noch zu ebay Kleinanzeigen. Der Plattform für private Verkäufe. Hier ein besonders privater: ein vorgewärmter Pulli. Mit zwei Punkten und Ausrufezeichen ..!

Weihnachtsgruß – ein Buchstabe mehr oder weniger

Kurz vor Weihnachten wurde ein Riesenjob fertig; alles andere war über viele Wochen liegen geblieben. Jetzt aber dringend die Wohnung putzen und Mails mit Weihnachtsgrüßen schreiben:
„Ich hab’s noch geschafft, gründlich zu sauen.“
Das hätte ich auch ganz gern gemacht, aber wir haben Corona und müssen vorsichtig sein.
„Es ist mir zu riskannt“, schrieb jemand. Freile, da kannt fei wos bassiern.

À propos Bayern, hier etwas Aufgeschnapptes: „America First, Bavaria Förster!“

Und erkennen Sie dieses Two-in-one: „Da kümmert sich kein Hahn drum“?
Gewöhnlich kümmert sich ein Hahn eigentlich eh um nichts, außer um seine Hennen. Denen kräht er nach.
Aber dieser sprachliche Kunstgriff ist ein besonderes Talent von Herrn Dr. Schröder, das die Welt dringend braucht. Extra für Sie, weitere neue Glanzpunkte:
            „Der hat doch noch Grünspan hinter den Ohren“
            „Nicht gleich das Handtuch ins Korn werfen“
            „Kettenschwanz“ (Kettenreaktion + Rattenschwanz)
            Und die Krönung: „Du wirkst viel jünger, als Du aussiehst“ . . .

Vielen Dank.

Weihnachten, Friede auf Erden, naja. Ein Geflüchteter, der bei uns Grabpfleger geworden ist, hat aber etwas Bedenkenswertes dazu zu sagen: „Muslim, Katalog, Evangelische, alles gleiche.“

Ballerdings!
Oops, wieder ein Buchstabe zu viel. Beziehungsweise: Hoffentlich gibt es ein Silvester ohne Ballern und Böllern.

Fröhliche Weihnachten – trotz allem. Und PX, pleims xund.

Gendern – ohne mich

Kann es sein, dass Corona humorlos macht?

Wenn einem liebe Menschen wegsterben, die Arbeit, das Einkommen wegbleibt – schon erst einmal. Umso notwendiger ist es, sich hier und da durch Lachen zu erleichtern, wenn es richtig schlimm ist. Diesem Drang (und den Faxen seiner Nebensteherin) ist bei der Szene, die ihm noch immer als Missachtung um die Ohren geknüppelt wird, auch der unglückselige Laschet erlegen. Und die Knüppelschwinger dem Drang, in dieser miesen Situation jemanden zu strafen.

Dennoch, gestern konnte ich vor lauter Lachen kaum atmen, als ich Herrn Dr. Schröder von meinem neuesten Lesefehler berichten wollte: Ankündigung einer Fernsehsendung mit dem Titel „Schnuller als der Tod“. Das mag nicht jeder komisch finden, aber in der Not . . .

Wie geht es Ihnen bei dem Titel? Finden Sie ihn vielleicht politisch inkorrekt, babyfeindlich? Vermissen Sie ein Sternchen, „*innen“?

Versprochen: So etwas werde ich nicht absondern. Diese Genderei ist im Ergebnis sexistischer als das generische Maskulinum.

Aus meiner Zeit in der philosophie- und theologiegeschichtlichen Frauenfor-schung weiß ich, dass das generische Maskulinum natürlich eine patriarchalische Entwicklung ist. Aber ich habe es trotzdem lieber, als bei jedem, aber auch jedem Thema auf meine Weiblichkeit verwiesen – und reduziert zu werden. In erster Linie bin ich ein Mensch. Lang genug hat es gedauert, in unserer Gesellschaft die Gleichstellung von Mann und Frau durchzusetzen (gut, da fehlt noch einiges), die in manchen, auch bei uns gelebten Kulturen/Religionen noch so viel ferner ist. Warum muss die Sprache obendrein sexualisiert werden, nachdem sie durch Denglisch, Türkdeutsch, Kürzel-Wucherung und Rechtschreibschwund ohnehin schon verunstaltet ist?

Hinzu kommt das immer weitere Auseinanderklaffen von vorgeschriebener Respektsbekundung und gelebter Missachtung: In der Schulstunde wird gegendert; auf dem Pausenhof wird Splatter und Hardcore-Porn geschaut.

Aus emanzipatorischen wie aus ästhetischen Gründen: Gendern – ohne mich.

Mangelware Lacher: suchen und mitehmen.

Die einen kiffen, die anderen saufen, noch andere raufen – sich die Haare, aber auch miteinander. Corona-Zeit, schwere Zeit.

Die Pressestelle einer hier nicht genannten Einrichtung berichtet über einen „Fahrer, der im Weiteren über keinerlei Führerschein, aber über stark gerötete Bindehäute verfügt. Das Ergebnis des Drogentests steht noch aus.“
Wer wurde getestet – der Fahrer, der Autor der Meldung oder beide?

À propos verfügen – die Tierwelt verfügt über eine so reiche Artenvielfalt – und richtig raffinierte Biester zum Teil: „Da dailändische Marder is a Hund.“ (Quelle: ORF1)

Auch aus der Tierwelt, oder nicht? Der Grunsgedanke. Ein Schweine-Gedanke? Oder ein Gedanke von dem grauslichen Gespunst, das „auf den Ritter grinst und grunst“? Darunter kann ich mir etwas vorstellen. Selber schuld, Hadubrand.
Was die Nachbarschaft von zwei Buchstaben auf der Tastatur so alles auslösen kann.

Die Nachbarschaft von zwei Redensarten ergibt dies:
„Getz ma Nägel bei die Fische!“ Hoppala.
Das kommt nicht von Herrn Dr. Schröder, dem Papst des Two-in-one. Sondern von mir. Er hat mich allerdings sofort verstanden. Kongenial eben. Der Dialekt („Getz ma Butta bai die Fische“ für „Jetzt mal Nägel mit Köpfen“) ist mir ein wenig fremd, und schon ging’s daneben.

Und hier noch ein paar frische Vertipper, die das „Ding an sich“ aufscheinen lassen – die eigentliche Wahrheit hinter den Wörtern:
Freiliwillig
Krückgrat
Fressefreiheit (Ingmar Stadelmann – wahrscheinlich Absicht)

Ein Wort zum Schluss – oder ist es ein Unwort? „Geyallare“.

Sprache und Denken

Immer wieder erstaunlich, wie schnell das Denken eine Kurve kriegt, die gar nicht da war. Letzte Woche zum Beispiel wurde in einem Kabarettbeitrag die fiktive Mail-Adresse der Päpste genannt – „urbi et orbi, jot-vau-a“ hörte ich da. JVA = Justizvollzugsanstalt, ugs. Knast, landsch. Häfen. Also „für die Stadt und den Erdkreis, Gefängnis“. Ich dachte schon: Oh, das wird interessant. Was hat das wohl für einen kritischen Hintersinn?
Aber da kam nichts weiter, denn gemeint war „urbi@orbi.va“ – mit dot (Punkt) statt jot, und dann va = Vatikan-Domain.
Ein bloßes Wortspiel mit „et“ und „@“. Schade eigentlich.

Verdeckte Meinungsäußerung? Bei ebay kleinanzeigen wird eine Schild- . . . Schiet- . . . Schit- . . . Schidkröte angeboten. Nicht jeder freut sich, wenn die Kröten über die Straßen wandern und er nicht richtig fahren darf. Bzw. wenn er eine Kröte schlucken muss.

Kein Blog-Eintrag ohne selbsgemachte Fehler, auch Typos:
„Europäischer Datenschutzausschiss“
(Entschuldigung, es war ein Versehen!)

Inmersión nennt sich eine Lerntechnik, die ich gerade zur Fortbildung angewandt habe. Eintauchen in die Sprache (in diesem Fall Spanisch), kein Deutsch mehr für einige Wochen. Nun sah ich im Fernsehen ein niedliches Affenbaby und rief spontan: „Das ist ein Champignon!“ Das mit dem Eintauchen funktioniert.

Zurück zu den Inseraten: Unter dem Titel „Fantastische Raumlösung“ ist heute bei Immowelt folgendes inseriert: „Diese 3-Zimmer-Wohnung besticht durch ihren besonderen Grundriss, der die Architektur des Hauses ein Stück weit widerspiegelt.“
Oh. Ein Stück weit. Und der Rest? Wenn man dann auch noch weiß, wo dieses Wunderwerk steht . . . Ich sach ma so: Die Lage ist gar nicht fantastisch.

Bisher dachte ich immer, solche Texte könnten nur Makler zusammenbringen. Aber hier muss man auch mal „groß denken“. Das Phänomen des Schwurbelns von Leuten, die sonst wenig mit Sprache zu tun haben und dann plötzlich blumig werden, erfasst auch Architekten. Ich fürchte, das aktuelle Beispiel aus meinem Arbeitsleben darf ich nicht zitieren. Lieber noch ein zitierbares:

„Das gesamte Gebäudeensemble ist einzigartig in seiner Erscheinung und architektonischen Wahrnehmung. Es vereint Raum und Form, Farbe und Licht, Dramatik und Charme, Sensation und Intimität sowie Kunst und Natur, in einer ganz außergewöhnlichen Form. Vor allem besticht es jedoch durch seine großartige Individualität.“

Mir ist schwindelig – bis demnächst in diesem Theater!

Dolmetschen – lieber nicht im Pool

„Unformationen“ vom Dolmetscherpool
Da hatte ich gedacht, mich in einen Dolmetscherpool aufnehmen zu lassen, aber wie sich zeigte, ist dieses Kollektiv für mich ungeeignet (vorsichtig ausgedrückt). Ich bin Freiberuflerin, und die erste Silbe bedeutet etwas. Also bedankte ich mich höflich – beim zweiten Versuch für die Informationen, mit „I“ am Anfang. Man muss nicht immer alles zum Ausdruck bringen, was man denkt.

Auch beim Lesen mache ich Fehler, die eine tiefere Wahrheit zeigen, z. B. beim Thema des 9. Thales-Forums: „Müdigkeit neu denken: Wieviel Digitalisierung ist genug?“ Mir reicht sie jetzt schon, ich bin ihrer müde, aber tatsächlich stand da „Mündigkeit“. Wie beim Forum zu erfahren war, hatten auch andere „Müdigkeit“ gelesen.
Und was offenbart sich, wenn ich statt „Saugfalle“ „Saufgalle“ lese? Dass ich mir unter dem einen nichts vorstellen kann und unter dem anderen wenigstens etwas Falsches.
„Frauchen ist tödlich“ auf Zigarettenschachteln an der Supermarktkasse: Mit Hunden habe ich’s eher als mit Zigaretten. Aber man stelle sich die Dame mal vor, das tödliche Frauchen.

Nun ist unsere Vorstellungskraft warmgelaufen. Und freut sich an der Anzeige „Erde aus Hochbett zu verschenken“.
Das hat mich dann schon interessiert. Hochbetten sind ja sehr im Trend, wie es scheint, aber wer schläft denn in Erde? Und warum wird die dann verschenkt, möchte der Besitzer frische Erde haben oder es gar mit einer Matratze versuchen?

Abgesehen davon: Dinge, die man nicht mehr braucht, zu verschenken, das hat Zukunft. Also unabhängig von Weihnachten.

Jemand hat übrigens ein Telefon zu verschenken, das nicht schnurrt. Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist – weiß nicht.

Frohe Weihnachten, und kommen Sie gut ins neue Jahr, ohne Ausrutschen!

Deutsch mit Charme

Wird Kurz wieder Kanzler in unserem sympathischen Nachbarland? Im Oktober wissen wir mehr, und sei’s nur, dass die Wahlumschläge wieder ned bickt ham [geklebt haben]. Klaus Eberhartinger (EAV) sprach schon 2014 Prophetisches über Politiker wie Sebastian Kurz und Obama: „Manchmal werden Diamanten geschliffen, bis sie rund sind wie ein Kieselstein.“
Letzte Woche sagte ein anderer Österreicher: „Dadüdadabinischo!“ Lautmalerisch für den Rettungswagen. Einen österreichischen Rettungswagen, schon, aber es hätte auch ein fränkischer sein können. Es war in der ORF-Sendung „Was gibt es Neues“ – Medizin fürs gestresste Gemüt. Beispiel von einem anderen Sendetermin: „Wieviel Prozent hat deine Schokolade?“ – „100 Gramm.“

A propos gestresstes Gemüt: Da war ich mit dem Wort Entspannen etwas zu schnell fertig. „Wie geht es dir?“ „Total Panne, Alter.“ „Hier ist was zum Entpannen.“
Ein Blog-Eintrag ohne tiefsinnige neue Fehlleistungen von mir geht eh nicht. Also: Was ist spezieren? Mit einem guten Bekannten spazierengehen.
Und ich erzählte von einem Herrn, der sich gern bedankt – fast hätte ich geschrieben „betankt“. Das wäre üble Nachrede gewesen und sei ferne von mir.
Lesen kann ich auch sehr verkehrt, bzw. vielleicht gar nicht so verkehrt. Neues Beispiel: „Preisgekrönter Schund (Sound)“.
Gerade heute gegrübelt, als ich ein Auto mit der Aufschrift „Montageservice“ sah: Arbeiten die auch dienstags?

Auch anderen passieren feine Tippfehler. Mitten in der Hitzewelle ein Angebot auf ebay Kleinanzeigen: „Weihnachtsbaumschmuck zu versenken“. Der Anbieter dachte an Wasser oder hatte schon die Mülltonne im Blick . . . oder sein Handy hat selbst getextet.

Die Polizei bemüht sich um korrektes Deutsch – das ist löblich und gar nicht so einfach, wenn ringsumher nur noch geschludert wird, weischwiechmein? Laut Pressemeldung sucht sie jetzt eine „entlaufene Schlange“. Das ist wirklich spannend, denn nach dem, was sich die Schlange im Garten Eden geleistet hatte, hatte der Herr ja gesprochen: „Auf dem Bauche sollst du kriechen und Staub fressen dein Leben lang“ (Genesis 3). Hat sich da – vor den Augen der Menschen verborgen – etwas Eschatologisches getan, dass die Schlange wieder laufen kann?

„Fragen über Fragen, bleiben Sie dran.“

Texter – solche und solche

Man kann ja das Handy texten lassen. Zum Beispiel so:

Holz ausrotten – muss nicht sein. Der Wassermangel tut das Seine, und mit ihm der Borkenkäfer. Aber wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Und schon bin ich draußen. Neulich schrieb ich in einer Übersetzung über das Buch Joel:
Das Buch beginnt mit der Beschreibung einer beispiellosen Plage mit vier verschiedenen Arten von Ungeziefer (Kapitel 1), gefolgt von einer Prophezeiung über den noch in der Zukunft liegenden „Tag des Herrn“ und Gottes Heer von Egeln.
Allerdings soll das Ungeziefer zuerst kommen (sind Egel überhaupt Ungeziefer? Also gruselig schon), und erst dann der Tag des Herrn mit dem Heer von Engeln.

Meine Lesefehler gehen ebenfalls nicht aus. Bitte, ein trendiges Gericht: Garantierter Ziegenkäse. Es heißt ja, der Appetit auf Sicherheit sei gerade hoch.

Auch die Polizei-Pressetexter können schon mal Rätsel aufgeben, z. B. über einen Mann im Regal:
Am Dienstag (. . . ) entdeckte ein Ladendetektiv in der Lörracher Innenstadt einen Mann, der in einem Geschäft Ware aus einem Regal entnahm und dieses anschließend ohne Bezahlung verließ.
Sich aus einem Ladenregal heraus entfernen, das würde auch ohne Ware und/oder mit Bezahlung auffallen.

Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über (Paulus), oder wenn man von etwas viel im Kopf hat, dann rutscht es gelegentlich aus dem Mund heraus. Ein Vortrag über Lichtleitung in englischer Sprache, die Rede war von Verlust, „attenuation“. Und zum Abschluss die übliche Formel: „Thank you for your attenuation“ – oh, doch nicht ganz üblich. Danke für Ihre Schwächung. Es sei gar nicht groß aufgefallen, sagt der Redner – was nachdenklich macht.

Und noch etwas vom demselben Redner, der höflich ist und sich gern bedankt: „Thank you for your hostility“ (hospitality). Vielen Dank für Ihre Feindseligkeit. Irgendwie psycho? Eher nur ein slip of the tongue. Das ist keine Unterhose, nicht mal ein Unterrock, sondern ein einfacher Zungen-Ausrutscher. Ausrutschen ist ja gegenüber gemessenem Gehen etwas beschleunigt, in diesem Fall um eine Silbe schneller. Hoppala!

„Übersetzungs-Industrie“

 
„Festhalten, Jungs!“ So sprach Klein-Erna, als sie Omas Rosenkranz wie einen Propeller um den Finger kreisen ließ. Oma hatte ihr das verboten. „Ss-tell dir doch mal vor, jede Perle wär ein Jesulein!“, hatte sie gesagt. Diese Übung ist aber noch einfach gegenüber der folgenden, wo man sich wohl mit den Zähnen festhalten muss (so ganz klar ist es nicht, aber wir haben es mit einer maschinellen „Übersetzung“ zu tun):

  • Das Lächeln lassen Sie mehr Selbstgefühl sein,festhalten an putzen Zähne und schützen Oral,Unsere Produkte werden Sie für Ihr Lächeln helfen.
  • Experimentszeugnis:Elektrisch Zahnbürsten können Zähne-Dreck beste Wirksamkeit als Handzahnbürsten entfernen.

Hoffentlich werden nicht die Zähne als Dreck entfernt bei diesem Experiment. Oder als Handzahnbürsten. Oder die beste Wirksamkeit als Handzahnbürsten. Immerhin sind diese Produkte gratis – wir werden geholfen, und dafür müssen wir nur lächeln. (Wer kann, wie Verona.)

Noch ist erkennbar, ob Übersetzungen von Maschinen oder Menschen bzw. von Menschen mit Software oder Menschen mit Bildung angefertigt sind, wobei sich das Maß des Erkennens nach dem eigenen Sprachniveau des Betrachters richtet.


Die Wirkung der digitalen Revolution auf die Kunst des Übersetzens erinnert an die Industrielle Revolution, als erfahrene Handwerksmeister in Fabriken anheuern und Maschinen bedienen mussten, weil ihr Können nicht mehr gefragt war. Die maschinelle Übersetzung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, denn auch die teuerste Software (von Gratis-Tools ganz zu schweigen) bringt noch immer minderwertige Qualität gegenüber menschlichen Übersetzern oder gar guten menschlichen Übersetzern.

Das verstehen auch einige Auftraggeber von Übersetzungen. Nur: Kosten soll die Arbeit dann ebenfalls nichts oder wenig. Handgefertigter Maßanzug, ja, aber bitte zum Preis einer Jogginghose von Rudis Resterampe . . .

Etwas Fröhliches zum Abschluss – man kann mich beglückwünschen. Ich habe nämlich festgestellt, was und wo genau die Seele Italiens ist, und wie es bei ihr mit der Konzentration steht. „Die Seele Italiens in höchster Konzentration“, so steht es – auf meiner Tomatenmark-Tube.

Frohe Pfingsten!

Deutsche Sprache, reiche Sprache


Deutsch ist die in Europa am meisten gesprochene Sprache, regional unglaublich vielfältig. Ein Beispiel aus der Wiener Raterunde Was gibt es Neues, ORF eins [ähns]:

Frage: Welche besondere Regel gibt es beim Vatikan-Fußballcup?
– Ma doaf bähn Köpfler kähne Doanankrone ohfhohm, wähl sonst der Boll kabutt werd.
– Es gibt ka Absähts!
Warum?
– Wähls aa ka Jensähts gibt.
– Mir zwaaa kehrn zaum!
(„Köpfler“ wurde mit ironischer Distanz bewusst falsch gesagt. Nur zur Info.)


Und aus Bayern die Gruber Monika: „Nur dumme Leit san unhöflich.“
Dank da schee, Gruberin.
A propos: Gestern wollte ich von einer unhöflichen Rezeptionistin erzählen. So unprofessionell im Hotel- und Gaststättengewerbe – meinte ich. Heraus kam aber eine ahnungsvolle Abkürzung: im Hotel- und Gästesterben.


Ahnungsvolle Fehler liebe ich sehr, auch wenn ich sie beim Korrigieren und Lektorieren ausmerzen muss. Besonders passendes Beispiel: „Resilienz kann auch durch epigenetische Kennzeichen vererbst werden.“ Wer denkt da nicht an Mendel? Aber solche intellektuellen Leckerbissen darf eine Uni-Abschlussarbeit nicht bieten.


Bei der Polizei wird erfreulicherweise Wert auf korrektes Deutsch gelegt. Manchmal funktioniert es nicht so ganz. Beispiel verbal angriffslustige Wohnungstür: „Nachdem die 29-jährige Ruhestörerin die Wohnungstüre geöffnet hatte, griff diese sofort die eingesetzten Beamten verbal an.“
Und ja, die starken Verben haben eine Vergangenheitsform ohne „-te“. Das ist schon die halbe Miete. Die zweite Hälfte – der veränderte Vokal – fehlt aber irgendwie, wenn sie fehlt: „Offenbar vertrag [ein anderer Gast] Karotten gut“, heißt es im Polizei-Pressebericht über eine Auseinandersetzung im Restaurant. Möglicherweise wurde hier kein Korrekturprogramm verwendet, sonst hätte es für „vertrag“ Großschreibung verlangt. So ähnlich erging es mir einmal mit dem Satz „Seine Frau war merklich kühler geworden.“


Richtig kreativ ist mein Schwiegersohn. Neulich empfahl er, gegen die Kälte etwas „Wüllenes“ anzuziehen. Warum auch nicht wüllene Kleidung, wenn es ein güldenes Ringlein gibt? Dieses Wort kann die deutsche Sprache bereichern. A propos Wortschatz: Für das Hören fehlt eine Entsprechung zu „Blick“ für das Sehen. „Auf den ersten Hör“ gibt es nicht, sollte es aber geben.
Der besagte junge Mann kann auch two in one: Nachdenklich sagte er, man würde sich eigentlich in die Pfanne lügen. Einzig sinnvolle Antwort: Da wird doch der Hund in der Tasche verrückt. Aber vielleicht geht es dem da besser als in der Pfanne . . . genug der Grausamkeiten.

Frohe Ostern!