Immer wieder erstaunlich, wie schnell das Denken eine Kurve kriegt, die gar nicht da war. Letzte Woche zum Beispiel wurde in einem Kabarettbeitrag die fiktive Mail-Adresse der Päpste genannt – „urbi et orbi, jot-vau-a“ hörte ich da. JVA = Justizvollzugsanstalt, ugs. Knast, landsch. Häfen. Also „für die Stadt und den Erdkreis, Gefängnis“. Ich dachte schon: Oh, das wird interessant. Was hat das wohl für einen kritischen Hintersinn?
Aber da kam nichts weiter, denn gemeint war „urbi@orbi.va“ – mit dot (Punkt) statt jot, und dann va = Vatikan-Domain.
Ein bloßes Wortspiel mit „et“ und „@“. Schade eigentlich.
Verdeckte Meinungsäußerung? Bei ebay kleinanzeigen wird eine Schild- . . . Schiet- . . . Schit- . . . Schidkröte angeboten. Nicht jeder freut sich, wenn die Kröten über die Straßen wandern und er nicht richtig fahren darf. Bzw. wenn er eine Kröte schlucken muss.
Kein Blog-Eintrag ohne selbsgemachte Fehler, auch Typos:
„Europäischer Datenschutzausschiss“
(Entschuldigung, es war ein Versehen!)
Inmersión nennt sich eine Lerntechnik, die ich gerade zur Fortbildung angewandt habe. Eintauchen in die Sprache (in diesem Fall Spanisch), kein Deutsch mehr für einige Wochen. Nun sah ich im Fernsehen ein niedliches Affenbaby und rief spontan: „Das ist ein Champignon!“ Das mit dem Eintauchen funktioniert.
Zurück zu den Inseraten: Unter dem Titel „Fantastische Raumlösung“ ist heute bei Immowelt folgendes inseriert: „Diese 3-Zimmer-Wohnung besticht durch ihren besonderen Grundriss, der die Architektur des Hauses ein Stück weit widerspiegelt.“
Oh. Ein Stück weit. Und der Rest? Wenn man dann auch noch weiß, wo dieses Wunderwerk steht . . . Ich sach ma so: Die Lage ist gar nicht fantastisch.
Bisher dachte ich immer, solche Texte könnten nur Makler zusammenbringen. Aber hier muss man auch mal „groß denken“. Das Phänomen des Schwurbelns von Leuten, die sonst wenig mit Sprache zu tun haben und dann plötzlich blumig werden, erfasst auch Architekten. Ich fürchte, das aktuelle Beispiel aus meinem Arbeitsleben darf ich nicht zitieren. Lieber noch ein zitierbares:
„Das gesamte Gebäudeensemble ist einzigartig in seiner Erscheinung und architektonischen Wahrnehmung. Es vereint Raum und Form, Farbe und Licht, Dramatik und Charme, Sensation und Intimität sowie Kunst und Natur, in einer ganz außergewöhnlichen Form. Vor allem besticht es jedoch durch seine großartige Individualität.“
Mir ist schwindelig – bis demnächst in diesem Theater!