Oder: Queen Elizabeth in der Wanne
Eine Dolmetscherin muss sehr schnell verstehen, was gesagt wird, und es in die andere Sprache übertragen haben, bevor sie verpasst, was als nächstes gesagt wird. Das kann gut gehen, kann auch mal schief gehen und kann auch getürkt werden.
Geht es gut, denkt sich niemand etwas dabei. Geht es schief, gibt es im schlimmsten Fall Ärger; aber es kann auch Gelächter geben. Letzteres geschah vor kurzem – es ging um Elizabeth von England, die 1952 noch als Kronprinzessin nach Kenia gereist war und in einer Lodge residierte.
Dort, so hörte ich, „genoss sie unbeschwert die Aussicht in dieser Wanne“.
In welcher Wanne? Das war’s. Die Aussicht in die Savanne.
Eine Anekdote zum Simultan-Dolmetschen: Vor Jahren wurde einem sehr hohen EU-Prominenten der Karlspreis verliehen. Ich erhielt einige Tage vor dem Festakt die englische Dankesrede von seinem Ghostwriter und übersetzte sie, in Ruhe und mit allen Hilfsmitteln, am Computer.
Zufällig schaltete ich am Tag des Festakts Phoenix ein – da sah ich den Herrn in Aachen die Rede halten. Er las den Text seines Ghostwriters vor, und aus dem Off kam die Stimme der „Simultan-Dolmetscherin“, die mit einigen dekorativen Pausen meine Übersetzung vorlas. Ich hätte jedes Wort mitsprechen können.
Etwas Ähnliches bzw. eigentlich gar nicht Ähnliches erwarten manche Richter(innen): dass eine Dolmetscherin ohne Vorbereitung, ohne Unterlagen und ohne Ablösung mehrere Stunden simultan dolmetscht.
Aber leider: In echt geht das nicht.