Kann es sein, dass Corona humorlos macht?
Wenn einem liebe Menschen wegsterben, die Arbeit, das Einkommen wegbleibt – schon erst einmal. Umso notwendiger ist es, sich hier und da durch Lachen zu erleichtern, wenn es richtig schlimm ist. Diesem Drang (und den Faxen seiner Nebensteherin) ist bei der Szene, die ihm noch immer als Missachtung um die Ohren geknüppelt wird, auch der unglückselige Laschet erlegen. Und die Knüppelschwinger dem Drang, in dieser miesen Situation jemanden zu strafen.
Dennoch, gestern konnte ich vor lauter Lachen kaum atmen, als ich Herrn Dr. Schröder von meinem neuesten Lesefehler berichten wollte: Ankündigung einer Fernsehsendung mit dem Titel „Schnuller als der Tod“. Das mag nicht jeder komisch finden, aber in der Not . . .
Wie geht es Ihnen bei dem Titel? Finden Sie ihn vielleicht politisch inkorrekt, babyfeindlich? Vermissen Sie ein Sternchen, „*innen“?
Versprochen: So etwas werde ich nicht absondern. Diese Genderei ist im Ergebnis sexistischer als das generische Maskulinum.
Aus meiner Zeit in der philosophie- und theologiegeschichtlichen Frauenfor-schung weiß ich, dass das generische Maskulinum natürlich eine patriarchalische Entwicklung ist. Aber ich habe es trotzdem lieber, als bei jedem, aber auch jedem Thema auf meine Weiblichkeit verwiesen – und reduziert zu werden. In erster Linie bin ich ein Mensch. Lang genug hat es gedauert, in unserer Gesellschaft die Gleichstellung von Mann und Frau durchzusetzen (gut, da fehlt noch einiges), die in manchen, auch bei uns gelebten Kulturen/Religionen noch so viel ferner ist. Warum muss die Sprache obendrein sexualisiert werden, nachdem sie durch Denglisch, Türkdeutsch, Kürzel-Wucherung und Rechtschreibschwund ohnehin schon verunstaltet ist?
Hinzu kommt das immer weitere Auseinanderklaffen von vorgeschriebener Respektsbekundung und gelebter Missachtung: In der Schulstunde wird gegendert; auf dem Pausenhof wird Splatter und Hardcore-Porn geschaut.
Aus emanzipatorischen wie aus ästhetischen Gründen: Gendern – ohne mich.