Abschmieren

Wir waren in Rom zur Klassenreise – alles Mädchen, 18 Jahre alt, und außer mir alle blond und groß. Das Interesse der männlichen Jugend vor Ort war so intensiv, dass es lästig wurde.

Am Abend stand eine ganze Gruppe von ihnen unterhalb unserer Fenster vor der Pensione Ada Scandinavia. Wir hätten sie gerne (wirksamer als bisher) informiert, dass uns das nicht recht war, aber Italienisch konnten wir alle nicht.

Ich hatte allerdings ein uraltes Konversationslexikon. Darin suchte ich nun nach „abhauen“. Das fand ich nicht, aber „abschmieren“, und ich dachte: „Schmiert ab!!“ wäre auch verständlich. Und so rief ich aus dem Fenster:

„CAMBIO DEL OLIO!!“

Reaktion: „???“

Bedeutung: Ölwechsel . . .

Typisch Agentur

Am Mittwoch, vor einem Feiertag, kam die Anfrage einer Agentur: 11 Dokumente mit Beglaubigung übersetzen, bis Anfang nächster Woche. 19 gescannte Seiten, zum Teil ganz oder passagenweise unleserlich. Ich solle ein Angebot machen.

Das tat ich: 20 Stunden à 30 EUR – das ist der Stundenpreis, den die besseren Agenturen ihren Unterauftragnehmern für einfaches Korrekturlesen zahlen. Für jemanden mit meiner Erfahrung und Qualifikation äußerst niedrig.

Aber man weiß ja, von dem Preis, den die Agentur bekommt – und den ich von direkten Auftraggebern bekomme –, muss man an Agenturen einen großen Teil abgeben, also billig arbeiten. Das heißt: Entweder schlecht oder unrentabel. In meinem Fall das Letztere.

Die Antwort kam nach Feierabend: 250 EUR könnte ich maximal für alles bekommen. Ich sollte umgehend melden, ob ich die Arbeit zu diesem Preis annähme.

Ein Putzfrauen-Honorar.

Über den Feiertag und das Wochenende.

Vielen Dank.

Hier stolpert die Sprache

Fehler offenbaren doch manchmal den Kern der Sache.
Die folgenden Fehler sind alle selbst gemacht, wurden aber natürlich sofort korrigiert.
Und jetzt fängt die Sammlung an.

Schreibfehler
Fressourcen
Globs (Globus)
Direct Maul (Direct Mail)
Werkstopfe
Schafstoff (Schadstoff)
Fraz (Frau)

Lesefehler
Duschgel (Dschungel)
Zu tief ins Gras geschaut
Britenschlampe (Brillenschlange)
Blätterteig (Glottertal)
„Sie sind Gott“ („Sie sind Gut“)
Selbstmord (Selbstmontage)
Kopier-nikus (Koper-nikus)

Hörfehler
Orthopädische Union (…)

Bei Stilblüten kann ich mich auf „fremde Federn“ verlassen. Zum Beispiel:

Maklerprosa
„Die von uns exklusiv angebotene 1-Zimmer-Wohnung befindet sich in einer gepflegten Wohnanlage im obersten 8. Geschoss mit Lift und besteht aus insgesamt 54 Einheiten.“ (Eine Einzimmerwohnung mit 54 Einhheiten, das nenne ich großzügig. Und wie viele 8. Geschosse gibt es?)

„Die Mieterin möchte wohnen bleiben und wird deshalb nur als Kapitalanlage verkauft.“ (Eigentlich wollten wir nur die Wohnung kaufen.)

„Der Balkon ist uneinsichtig“. (Ich als Balkon würde auch nichts einsehen.)

Ganz frisch aus der Süddeutschen: „Exklusives Arbeiten in atemberaubendem Altbau – teilweise kann Mobiliar vom Vormieter abgelöst werden“. (Oder soll es atemberaubendes Arbeiten in exklusivem Altbau sein? Der Vormieter hat es auf jeden Fall nicht leicht gehabt – ist er in seinem Sessel festgeklemmt? Und welche Teile gehen wohl noch ab?)