Schnell und billig – oder gut und richtig?

 

Neulich beim Notar: Es ging um einen Wohnungskauf. Beteiligte: Ein Paar aus England, eine Dame aus Südafrika, eine Maklerin aus Deutschland, ein Makler und ein Notar aus der Schweiz sowie Ihre ergebene Dolmetscherin.

Der Herr aus England hätte mich aber, sagte er gleich, nicht gebraucht, weil er schon alles online übersetzt hätte. Dementsprechend war dann auch die Kommunikation: Kein Mensch verstand, was er vortrug und für Deutsch hielt. Ich musste immer wieder nachfragen, was er auf Englisch gemeint hatte, und es dann in verständliches Deutsch bringen. Die Beurkundung dauerte nicht eine Stunde wie geplant, sondern zweieinhalb.

Was war daran überraschend? Dass der Herr aus England sich im Anschluss entschuldigte.

 

Wir leben einer Zeit, in der künstliche „Intelligenz“ menschliche Intelligenz verdrängt. Menschlicher Verstand – das Verstehen von Zusammenhängen, Erkennen von Sinn – kommt immer weniger zum Zug. Auch auf den Übersetzerberuf wirkt sich das aus. Mit Übersetzungs-Software wird schnell und billig produziert, und das ist es, was der Kunde will: schnell und billig, oder noch besser sofort und kostenlos. Allerdings ist nichts wirklich kostenlos. There is no such thing as a free lunch. Denn schnell und billig geht auf Kosten der Qualität, auch wenn teuer designte Internetauftritte von Übersetzungsbüros anderes versprechen. Es kann durchaus sein, dass ein Auftraggeber mit weniger Sprachgefühl die Qualitätsunterschiede nicht wahrnimmt. Vielleicht sieht aber derjenige, dem er die Übersetzung vorlegt, welche Qualität er da vor sich hat. Und dann ist nicht schnell und billig entscheidend – sondern gut und richtig.

Eigentlich ganz einfach: Mit einer guten Übersetzung macht man einen guten Eindruck. Mit einer billigen – was wohl.